Gelungenes Konzert im Seniorenzentrum am 18. April 2015
Die als Chorkonzert im Siegburger Seniorenzentrum „Am Hohen Ufer“ angekündigte Veranstaltung geriet zum Familienkonzert, und das soll keineswegs despektierlich gemeint sein! Hans-Theo Schneider, der den „Schubertbund Siegburg“ (Chorverband Rhein-Sieg) seit 2012 mit Akribie und Erfolg dirigiert, hatte seine Kinder Alisa (11 Jahre) und Felix (8 Jahre) zum Musizieren mitgebracht! Sie erfreuten die stolzen Eltern, die Sänger sowie die Heimbewohner/innen und Gäste durch ihre Begabung, für die es lebhaften Applaus gab.
Alisa (Geige) hatte das Salonstückchen „Valse lente“ des deutschen Komponisten Carl Bohm (1844-1920) ausgesucht, das ihr Vater auf dem Klavier begleitete. Bohm hat seine Spuren auch bei den Chören mit dem beseelten „Still wie die Nacht“ hinterlassen. Dagegen widmete sich Felix (Klavier) einem Menuett von Henry Purcell, der Tell-Ouvertüre von Rossini und dem reizvollen, mit „Wasserfall“ überschriebenen Musikstück. Valenthin Engel hat es quasi als Etüde in „Amélies Klavierbüchlein“ von einem Anonymus aufgegriffen. Chorsänger und Moderator Wolfgang Weinrauch lobte den Eifer der jungen Akteure (denen man gern ein Forum bot) und erwähnte die diffizilen „Scherzlieder“ von August von Othegraven (1864-1946). Der frühere Professor für Chorgesang am Kölner Konservatorium hat in seinen verzwickten Chorsätzen „Von den zwei Hasen“ und „Der Jäger aus Kurpfalz“ seine Notenfeder besonders angespitzt!
Sie verlangen eine ausgeprägte Diktion und stimmliche Beweglichkeit und leben davon, dass man die Pointen und lautmalerischen Nuancen aussingt und sich konzentriert darin vertieft. Das taten die Sänger, die bei dem einen oder anderen Chorwerk gekonnt vom Dirigenten auf dem Klavier begleitet wurden. Er führte die überzeugend auftretenden Singstimmen (die vieles notenfrei interpretierten) über alle stimmlichen Hürden, was natürlich auch für die vertrauten Schubertsätze „Die Nachtigall“ oder „Nächtliches Ständchen“ gilt.
Als stimmfeine Exempel müssen weiterhin die Chorkompositionen „Wißt ihr, wo ich gerne weil“ und „O Täler weit, o Höhen“ des „Melodikers“ Felix Mendelssohn-Bartholdy und das wunderschöne Ritornell „Der träumende See“ des „Harmonikers“ Robert Schumann erwähnt werden. Allen Interpretationen waren die vom Chorleiter subtil herausgearbeiteten klanglichen und stimmlichen Ausdrucksmöglichen eigen und machten das Konzert bis zum letzten Ton (die Zugabe inbegriffen) zum Hörgenuss! Elke Schäfer (Leiterin des therapeutischen Dienstes und Organisatorin der Kulturprogramme) und Heimleiterin Ludmilla Becker freuten sich ebenso über das wirklich gelungene Konzert und über die Spende der Weihnachtsfeier des Schubertbundes. Wolfgang Weinrauch überreichte sie mit einem Siegburger „Ton-Bembel“ und einer doppelbändigen Chorchronik, in der zu lesen ist, dass die weitgereisten „Schubertianer“ sogar auf den Fidschi-Inseln gesungen haben. Für den Chorleiter und seine Zöglinge gab es Geschenke von Chor und Heimleitung.
(Text und Foto: Walter Dohr)