Traditionelles Adventskonzert: Wachet auf ruft uns die Stimme

Den unsterblichen Bachchoral hatte Chorleiter Hans-Theo Schneider den Sängern des Schubertbundes Siegburg beim traditionellen Adventskonzert am ersten Adventssonntag ins Programm geschrieben, das ein Kerzenlicht in einer Hand zierte.

Adventskonzert 2015 in der Annokirche Siegburg


Der neue Präsident des Schubertbundes, Jürgen Becker, begrüßte die zahlreichen Gäste in der St. Anno-Kirche in Siegburg und erinnerte an die Adventszeit, die uns Menschen Frieden und Heil bescheren soll. Er rief wie Moderator und Chorsänger Wolfgang Weinrauch das schreckliche Massaker von Paris in Erinnerung, dem der Schubertbund die Chorlieder von Mozart und Schubert gewidmet hat. Das gilt für das vertraute „Ave verum corpus“ (bearbeitet von Christian Fliersbach) und die schwierigen Chorwerke „Ruhe, schönstes Glück der Erde“, „Salve Regina“ und die vertraute Psalmvertonung „Gott ist mein Hirt“, die viel Zuversicht verspüren lassen.

Der engagierte Chordirigent hatte die Sänger vor der Orgel versammelt, an der Dirk Hartmann seinem guten Ruf als Repetitor wirklich alle Ehre machte. Er praktizierte ein feingewebtes Netz von sinnfälligen und harmonisch ausgefeilten Tönen, in dem sich die Sänger schier wohlfühlen konnten.
Weinrauch verriet, dass man beim siebenstimmigen „Ave Maria“ von Franz Biebl (1906-2001) und beim sechsstimmigen „Abendlied“ von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) mit ganz besonderer Konzentration und stimmlicher Sicherheit zu Werke gehen müsse. Es war denn auch zu hören, warum er dieses Fazit zog. Vor allem die hohen Stimmregister liegen in beiden Kompositionen gefährlich offen und verlangen daher ein ausgeprägtes Stimmgefühl und einen wachen Sinn für eine überzeugende Interpretation.
Das wird auch Ehrenchordirektor Heinz-Rolf Fliersbach so sehen, der im Publikum weilte und gewiss die Ohren gespitzt und sein Herz geöffnet hatte, wie dies alle taten, die dem Adventskonzert beiwohnten. Der anhaltende Beifall und die stehenden Ovationen sprechen da eine deutliche Sprache!

Einen bewussten und wohlüberlegten Gestaltungssinn brauchen eigentlich aber ebenso der machtvolle Hymnus „Er wird herrschen“, den Willy Giesen (1911-81) als Graduale in seiner Christkönigsmesse vertont hat, und die in englischer Originalsprache intonierten Liedsätze „The Lord bless you and keep you“ und „All bells in paradise“ des englischen Chorleiters, Musikprofessors und Komponisten John Rutter (1945).
Die beiden stimmschönen Sätze bildeten den gelungenen Auftakt zur vorweihnachtlichen und erwartungsfrohen Zeit, bei dem die Liedkantate „Fröhliche Weihnachtszeit“ als eine Folge volkstümlicher Weihnachtslieder von Werner Goedecke, das jubelnde „Tochter Zion, freue dich“ aus Händels Oratorium „Judas Maccabäus“ und die pathetische Laudatio „Die Himmel rühmen“ von Beethoven.
Der versierte Organist trug ganz wesentlich zum Gelingen des Adventskonzerts mit den ausgesuchten Orgelwerken „Carillon de Westminster“, op. 54 Nr. 6 von Louis Vierne (1870-1937) und Meditation und Variationen über „O du fröhliche“ von Franz Lehrnsdorfer (1928-2013) bei. Dabei gefiel er durch sorgfältige Registrierungen und fesselndes und schlüssiges Herausarbeiten von Kontrasten. Ein dickes Lob dafür!

Die Sänger liessen ein stimmungsreiches Konzert mit dem zarten und berührenden „Stille Nacht, heilige Nacht“ ausklingen. 
Walter Dohr, Schubertbund

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